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Mehrtageswanderung im Wallis

Für diesen Sommer habe ich mir in den Kopf gesetzt eine mehrtägige Wanderung mit Übernachtung im Zelt zu machen. Wahrscheinlich war das Buch von Christina Ragettli über die Via Alpina nicht ganz unschuldig daran. Da ich weder die Zeit noch die Ausrüstung für die Via Alpina hatte, entschied ich mich für eine 3 Tagestour im Wallis. Initial wollte ich 2 Etappen des Pässeweg von Grächen nach Zinal wandern, fügte jedoch im Verlauf noch einige 3000er hinzu und machte die Route Zelt-tauglich. Am Vorabend wechselte ich dann noch den Startort auf die Moosalp, es blieb nun nicht mehr viel vom Pässeweg übrig.

So machte ich mich am Morgen, mit zu schwerem Rucksack, auf den Weg ins Wallis. Schon am Bahnhof Belp bemerkte ich, dass der Proviant im Kühlschrank geblieben war. Der kurze Blick auf den Fahrplan, um einen möglichen Zwischenhalt im Coop in Thun einzuschieben, eröffnete mir, dass meine Umplanung am Vorabend nicht bis zum Wecker gereicht hat. Ich war eine Stunde zu früh. So vervollständigte ich gemütlich mein Picknick, gönnte mir einen zweiten Kaffee und startete eine Stunde später erneut in mein Abenteuer.

Von der Moosalp führte der Weg rasch steil den Berg hoch, bald schon mit dem Ziel vor Augen, dem Augstbordhorn. Nach einer kurzen Foto-Farmer-Pause, die Berge da sind wirklich Fotowürdig, nahm ich den blau-weissen Augstbordgrat in Angriff. Wo vorher immer wieder Leute am Horizont auftauchten, war ich nun allein. Der Grat war gut machbar, die Mittagspause bei Halbzeit erholsam und der Aufstieg aufs Driizenduhoru anstrengend.

Der nächste Abschnitt sollte mich, gemäss Internet, entlang von Steinmännchen auf das Schwarzhorn führen. Steine sah ich viele, Männchen weniger. So erklomm ich den 3200m hohen Gipfel über Geröll und Felsen in direkter Linie. Ein Kampf, und nicht immer ganz ungefährlich. Aber oben wurden meine Strapazen mit einer gewaltigen Aussicht belohnt.

Dass ich nicht wie geplant noch ins Tal absteigen und auf der Gegenseite hoch in Richtung Meidpass weitermarschieren werde, war mir beim Blick auf ein kleines Flüsschen unterhalb des Augstbordpasses schnell klar. Ein perfekter Zeltplatz. Idyllisch, ruhig, am Fluss und mit Sonnenuntergang. Morgensonne war hingegen kein Thema. Nach einer Sternenklaren und kalten Nacht wärmte mich lediglich der Kaffee und so Marschierte ich bald los.

Bereits beim ersten Wegweiser warf ich meinen Plan über den Haufen und entschied mich gegen den Abstieg nach Gruben im Turtmanntal. Panoramaweg tönte definitiv verlockender. Dieser schlängelte sich entlang der Bergflanke und durch Heidelbeerfelder in Richtung Turtmannstausee und -gletscher. Ein bisschen wie im Bilderbuch.

Leider gehörte auch der Rückweg entlang der gegenüberliegenden Flanke zum neuen Plan. Heiss, sonnig und ein andauerndes auf und ab. Eine Pause musste her. Nach Picknick, Ovischoggi, 30 Minuten Schultern Lockerung und Füsse Auslüften im Schatten war ich wieder bereit für die letzten 500 Höhenmeter. Ich zählte fast jeden davon, schaute alle 5 Minuten auf die Höhenanzeige der Garmin Uhr und kam ca. 2h später auf dem Pas de Boeuf an.

Wieder ein Idyllisches Plätzchen, ein kleiner See in der Nähe und diesmal war die Morgensonne eingeplant. Nach dem erfolgreichen Pasta Znacht am Vorabend, gelang mir der Risotto nur mässig gut. Etwas gefrustet, erschöpft und fröstelnd vom kühlen Wind kroch ich bald schon in den Schlafsack.

5 Uhr kam viel zu früh. Da ich bereits alle Kleider zum Schlafen angezogen hatte, montierte ich mir lediglich die Wanderschuhe, packte Kamera, Stirnlampe und Zmorgen ein und lief auf den Bella Tola. Die Zeit bis zum Sonnenaufgang überbrückte ich mit warmem Kaffee. Fürs Porridge reichte weder das Gas, noch die Zeit.

Vor dem Abstieg erklomm ich noch das fast gleichhohe, durch einen abschüssigen Grat mit dem Bella Tola verbundene Rothorn. Zurück beim Zelt frühstückte ich mein Mittagspicknick, wärmte mich und trocknete das Zelt an der Sonne und genoss die Ruhe. Nach einem Einstündigen Marsch erreichte ich mein Endziel, die Cabane Bella Tola.